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Der jüngste Premier League Trainer aller Zeiten

Der Jungtrainer Fabian Hürzeler wechselte während dem Transferfenster im Sommer zu Brighton and a Hove Albion. In England ist man gespannt auf den Deutsch-Schweizer, der zuvor mit dem FC St.Pauli in die 1. Bundesliga aufstieg.

Der neue Brighton and a Hove Albion Trainer Fabian Hürzeler (31).

Inhaltsverzeichnis

Dass Brighton and a Hove Albion auf mordernste Weise arbeitet, sollte keinem Fussballfan mehr ein Geheimnis sein. Ihre Arbeitsweise zeichnet sich durch datenbasierte Entscheidungen und enorme Nachhaltigkeit aus. Sie nutzen beispielweise eine mit Statistiken gefüllte Datenbank, um junge Spieler zu scouten. Somit müssen ihre Scouts im ersten Schritt die Spieler nicht vor Ort bewerten. Stattdessen werten sie die Ergebnisse ihrer Rechner aus, welche die Spieler in den kleinsten Nuancen messen.

Dabei fällt auf, dass bei Brightons Verpflichtungen selten erfahrene Topspieler dabei sind. In der Hafenstadt setzt man dagegen auf aufsteigende, junge Spieler. So generiert der Verein sowohl sportlich als auch wirtschaftlich einen Gewinn, wenn ihre Einkäufe ihr Potential entfalten. Mac Allister, heute einer der besten Mittelfeldspieler der Welt, wurde für 12,5 Millionen zu den «Seagulls» gehollt und für 42 Millionen an Liverpool verkauft. Moises Caicedo wurde sogar für 116 Millionen verkauft, wobei Brighton nur 4,5 Millionen für ihn an den belgischen Verein Beerschot VA zahlen musste.

Nun verpflichtete man im Sommer 2024 einen neuen Trainer unter scheinbar ähnlichem Auswahlverfahren. Angestellt wurde der 31-jährige deutsch-schweizerische Fabian Hürzeler, der zuvor dem 1. FC St. Pauli den Aufstieg in die erste Bundesliga sichern konnte. Nun steht der Aufsteiger für Brighton and a Hove Albion an der Seitenlinie, in einer der besten Fussballligen Europas. Seine taktische und sportliche Arbeit verweist auf einen echten Fussballtheoretiker.  Und sein Weg bis in die Premier League war einzigartig.

Vom Dorfklub in Bayern, über Pauli in die Küstenstadt Brighton

Als Fabian Hürzeler seine Karriere mit 23 Jahren als Spieler beendete, da es nicht für den grossen Sprung reichte, blieb er weiterhin im Fussball tätig. Er engagierte sich als Spielertrainer beim Dorfverein Pipinsried in Bayern, wo er trotz fehlender Erfahrung im Trainerwesen eine Anstellung erhielt. Das Projekt fruchtete und Hürzeler führte Pipinsried in die Regionalliga. Während dieser Zeit wurde der DFB auf Hürzeler aufmerksam und berief ihn als Co-Trainer der U20 Nationalmannschaft. Von da an ging es fliessend weiter für den Taktikfuchs Hürzeler. Seine eigenen Ideen und das grosse Engagement verschafften dem Jungtrainer national einen Namen. Somit klopfte der FC St.Pauli im Jahr 2020 an und stellte ihn wenig später als Assistenztrainer von Timo Schultz ein. Als dieser Timo Schultz, der als Spieler und Trainer insgesamt 17 Jahre beim Kultverein Pauli war, aufgrund von ungenügenden sportlichen Leistungen entlassen wurde, übernahm Hürzeler den Cheftrainerposten interimsweise. Bis er im Dezember 2022, einen Tag vor Heiligabend, zum permanenten Cheftrainer ernannt wurde. Hürzeler habe während seiner Zeit als Assistenztrainer und Interims-Cheftrainer bewiesen, dass er die Qualitäten habe, um permanent der Cheftrainer des Klubs zu sein, erwähnt der FC St.Pauli an der entsprechende Medienmitteilung.

Fabian Hürzeler lässt sich beim Aufstieg vom FCSP feiern

Im gleichen Muster des Erfolgs ging es weiter. Mit der Mannschaft vom Millerntor brillierte Hürzeler und gewann direkt die ersten 10 Spiele. Nur eineinhalb Jahre später gelang sogar der Aufstieg mit dem Kult-Club, der nun nach 22 Jahren wieder in der Bundesliga steht. Spätestens dann war für alle klar, dass es sich bei Fabian Hürzeler um einen der vielversprechendsten Trainer der Welt handelt.

Mit seinen Taktischen Ideen überrannte er die 2. Bundesliga

Als Hürzeler den FC St.Pauli interimsweise übernahm, befand sich der Klub aus Hamburg unweit entfernt von der Abstiegszone. Das macht es umso spektakulärer, dass innert 2 Jahren der komplette Umbruch gelang, der schlussendlich im Juni 2024 mit einem Aufstieg in die erste Bundesliga endete. Wenn man einen Blick auf die taktische Arbeit vom Deutsch-Schweizer legt, erkennt man die einzigartigen Aspekte, die den Erfolg ermöglichten.

Offensiv:

Wenn der Torwart von St.Pauli den Ball hatte und die Mannschaft tief aufbauen musste, stand sie in einer 4-2-2-2 Formation. Durch diese gleichmässige verteilte Anzahl im Mittelfeld konnten durch schnelle Pässe durch das Zentrum Überzahlsituationen generiert werden. Dadurch dass die gegnerische Mannschaft ihre Entscheidungen schnell treffen musste, wurden sie oft vom direkten und zielorientierten Aufbauspiel von Hürzelers Elf überfordert. Es fällt auf, dass Fabian Hürzeler vermeiden wollte über die Seiten spielen zu müssen. Stattdessen lief im Aufbau viel über das Zentrum, da dort die Überzahl entstehen konnte. Die Doppel-6 diente als Zwischenstation, die den Ball von der Abwehrkette zu den beiden offensiven Mittelfeldspielern oder direkt in den Sturm weiterleitete.

Das 4-2-2-2 mit der Doppel-6 im tiefen Aufbau

Wenn die gegnerische Mannschaft mit ihren Innenverteidigern versuchte das Defizit im Mittelfeld zu begleichen, öffneten sich Räume für die Angreifer, die durch einen langen Ball angespielt werden konnten. In diesem Fall hatten die Angreifer von St. Pauli freie Bahn bis zum gegnerischen Tor.

Wenn die Innenverteidiger (rot) die beiden 10er pressen entstehen Räume für die Flügel

Hürzeler liess noch eine andere Formation im Aufbau spielen, die man so im Profifussball noch nicht kannte. Er löste bei Ballbesitz das Mittelfeld auf und spielte während dem tiefen Aufbau mit einer 4-1-5 Formation, die sich im hohen Aufbau sogar zu einer 3-0-7 Formation entwickelte. Dadurch öffnete sich ein gigantischer Raum im Mittelfeld. In diesen Raum konnten sich sowohl die offensiven Mittelfeldspieler als auch die Aussenverteidiger und Stürmer hineinbewegen.

4-1-5 Formation mit viel Raum im Mittelfeld

Wenn die Mittellinie überwunden wurde, bewegten sich sogar die Aussenverteidiger in die Offensivkette, der 6er rückte in die Verteidigung zurück und die beiden kreativen Offensivmittelfeldspieler machten allein das Mittelfeld aus (3-2-5). Wenn die Mittelfeldspieler den Ball auf die Seite spielten, bewegten sich sogar diese in die Kette der offensive. Mit so vielen Spielern im Strafraum waren die Gegner oft überfordert. Eine unangenehme Situation entstand, wenn man von so einer Offensivwelle bedrängt wurde (3-0-7).

Defensiv:

Auch in der Verteidigung herrschte ein ähnliches Bild. Man wollte den Gegner Non-Stop überfordern. Die Spieler pressten hoch und intensiv, die Kette der Verteidigung war ganz hoch und das Ziel war nach einem Ballverlust den Ball direkt zurückzuerobern. Da man mit der finalen Angriffsformation 3-0-7 viele Spieler auf engem Raum hatte, konnte das Pressing eine schnelle Rückeroberung des Balls mit sich bringen. So entstanden auch die meisten Tore von St.Pauli. Durch schnelle Rückeroberungen, die einen direkten Angriff zur Folge hatten.

Die Spieler können die meisten Räume pressen

Ansonsten formierten sich die Mannen von Hürzeler in ein 5-2-3, wobei sie in einer extrem engen und zurückgezogenen Stellung standen. Dabei zwangen sie den Gegner auf kleinstmöglichem Raum spielen zu müssen.

Das zurückgezogene 5-2-3 macht die Räume für die Gegner eng.

Und sie zwangen den Gegner über die Seite spielen zu müssen, wo der Raum deutlich kleiner ist als in der Mitte des Feldes. Zwar kam der Gegner tief in die Hälfte von St.Pauli, jedoch waren dort die Möglichkeiten eingeschränkt. Oft waren hohe Bälle ins Zentrum die einzige Lösung, die von den Gegnern genutzt wurden. Die Mannschaft von Hürzeler verschob sich als ganzer Block, dass die Räume in der Mitte nicht aufgingen. Das erforderte disziplinarisches Vorgehen von den Spielern, die sich schlussendlich aber auszahlte.

Auffallend war auch die Körperhaltung der Spieler, welche immer senkrecht auf dem Spielfeld standen. Dadurch konnten sie schnelle Vor- und Rückwärtsbewegungen ausführen, da sie ihren Körper nicht drehen mussten. Das hätte unnötige Zeit gebraucht.

Zusammenfassend kann man zur Taktik sagen, dass Fabian Hürzeler vieles aus seinen Spielern rausholen konnte. Spieler wie Jackson Irvine oder Marcel Hartel hatten hervorragenden Saisons, wobei sie unter anderen Trainern eher durchschnittlich gespielt hatten. Sie kamen in der Aufstiegssaison zusammen auf 40 Scorerpunkte (Assits und Tore kombiniert).

Ein Trainer der seine Spieler besser machte.

Wie geht es bei Brighton weiter?

Die Prinzipien bleiben vermutlich dieselben bei Fabian Hürzeler. Diese bestätigte er auch in einem Interview mit seinem neuen Verein, in dem er erwähnte, dass er seine Grundideen und seine Arbeitsprinzipien, seit Pipinsried konsequent durchzieht. Allerdings folgen in der Premier League nun Vereine die qualitativer besetzt sind als diese in der zweiten Bundesliga. Das spürt man auch bei Hürzelers Spielplan, der im Vergleich zu dem bei St.Pauli abgesicherter wirkt. Ein 3-0-7 wie bei St. Pauli würde sich nur schwierig gegen ein Manchester City oder Chelsea spielen lassen, da diese solch eine Stellung gnadenlos auskontern würden. Dennoch erkennt man in Hürzelers Spiel nach wie vor den Willen nach vorne zu spielen, schnell zu spielen und das Spiel dirigieren zu wollen. Mit den vielen jungen Spielern wirkt Hürzelers System sehr frech und modern. Die Zukunft sieht vielversprechend aus und mit der aktuellen Platzierung in der Premier League sind die Bosse von der Hafenstadt sicher auch zufrieden. Rang 6…

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