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Die ganze Sommerpause warteten Fussballfanatiker darauf, dass auf europäisch-internationaler Bühne wieder der Ball rollte. Bis diese Woche die diesjährige Uefa Champions League Kampagne startete und mit ihrem neuen «Schweizer-Modell» debütierte. Ein System, dass die Aufstockung von 32 auf 36 Teams und die Erhöhung von insgesamt 125 zu künftig 189 Spielen in den drei internationalen Klubwettbewerben der «UEFA» begrüsste.
Die UEFA spricht von einer neuen Ära, die mit der Einführung des Schweizer-Modells bevorsteht. Eine Ära in der Klubfussball noch spannender werde, aufgrund ihrer Optimierung. Ob man bei dieser Veränderung tatsächlich von einer Optimierung sprechen kann, ist allerdings bestreitbar. Die physische und psychische Belastung der Spieler, die Kommerzialisierung des Wettbewerbs und die immer grösser werdende finanzielle Schere zwischen Topvereinen und kleinen Vereinen lässt daran zweifeln.
Die Suche nach dem perfekten System ist nur Schein
Fakt ist, dass in einem Turnier mit integrierten KO-Phasen System kein optimales Turniersystem bestehen kann. Da eine Mannschaft nur 8 Spiele in der Gruppenphase absolviert, spielt sie daher nur gegen acht Gegner. Fair wäre es nur, wenn jede Mannschaft gegen jede Mannschaft antreten müsste. Nur so kann eine Wettbewerbsverzerrung vermieden werden. Dann wären wir allerdings beim klassischen Ligasystem, das viele nationale Fussballligen haben. Oder um es in die Uefa-Sprache zu übersetzen: «wir wollen die Super League». Da diese aber von der Mehrheit der Fussballfanatiker und nach und nach von vielen Topclubs abgelehnt wurde, musste halt das Schweizer-Modell her. Es lässt sich aber eine Annäherung an das klassische Ligen-Modell, weswegen ich behaupte, dass sich die UEFA so lang an das Ligen Konzept annähern wird, bis die Champions League eine eigene Liga darstellt.
Sind wir ehrlich eine Erhöhung von 125 auf 189 Spiele Erhöhung wird nur aufgrund der enormen finanziellen Gier der UEFA gemacht. Die Millionen an TV-Gelder, die hier zusätzlich einfliessend durch das neue System lassen die sowieso schon stinkreiche UEFA im «Geldbad» ersinken.
«Vielleicht gehe ich mit 30 in Rente»: Man-City Star Manuel Akanji zur hohen Belastung.
Die Aufstockung in den europäischen Wettbewerben bedeutet für Spieler der Topvereins ein höheres Arbeitspensum, was dazu führt, dass die Zeiten, um sich zu regenerieren kürzer werden. Manuel Akanji erwähnt dabei, dass er bei solch einem Pensum die Fussballschuhe mit 30 an den Nagel hängen werde. Manchester City-Teamkollege Ruben Dias sieht das ähnlich und postete vergangenen Monat ein Foto auf «X», welches den Spielkalender von Man City für diese Saison zeigte. Darauf sieht man, dass nahezu alle drei Tage ein Spiel für die Citizens ansteht.
Da fragt man sich, ob das Ganze denn gesund sei. Die Antwort lautet: Nein, Profiathleten sollten in diesem Abstand keine Höchstleistungen erbringen. Ergebnisse aus der UEFA Elite Club Injury Study zeigen, dass eine derartige Belastung Profifussballer verletzungsanfälliger macht. Die Studie, welche seit der Saison 2001/2002 diesbezüglich Daten von 30 europäischen Klubs sammelt, konnte nämlich einen klaren Zusammenhang zwischen der Häufung von Verletzungen und den komprimierten Spielplänen aufstellen. Kritik hört man immer mehr seitens der Spieler.
Reizüberflutung für alle Fans
Die komprimierten Spielkalender sind auch für Fans alles andere als angenehm. Internationale Auswärtsfahrten häufen sich und die damit verbundenen Kosten. Für Diehard Fans wird es schwierig an jedem Spiel dabei sein zu können. Dazu geht der Reiz von internationalen Spielen verloren, da sie in Zukunft vermehrt vorkommen werden. Topspiele verlieren auch ihre Einzigartigkeit, da sie mittlerweile wöchentlich stattfinden. Solch eine Veränderung im Fussball kann für die nationalen, traditionellen Ligen fatale Folgen haben, wenn diese durch die Elitisierung der Champions League an Relevanz verlieren.
Wohin entwickelt sich die Kultur, dass man seinen lokalen Verein unterstützt, sich mit Bekannten an Matches trifft und zusammen den Fussball geniesst. Die Kommerzialisierung des Fussballs entwickelt eine Konsumgesellschaft, welche die Werte, die der Fussball ursprünglichen vermittelte, nicht mehr kennt.