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Zwei-Tore Führung verspielt
Kürzlich: Im Gästesektor des Amex-Stadions wurde bereits nach der ersten Halbzeit ausgiebig gefeiert. Es schien, als sei das Spiel zwischen Brighton and a Hove Albion und den Spurs schon entschieden. Mit einer 0:2 Führung zur Pause und einer dominanten Vorstellung der Gäste aus dem Norden Londons konnte keiner ahnen, was sich in der zweiten Hälfte abspielen wird. Innert 18 Minuten wurde das Spiel von den «Seagulls» komplett auf den Kopf gestellt. Die Mannschaft aus Brighton gewann mit 3:2 und das Internet tobte. Es sei so «spursy» gewesen, dass man diese klare Führung zur Pause nicht in einen Sieg konvertieren konnte, erwähnten unzählige Fussballfans auf den Sozialen Netzwerken. Doch was hat es mit dem auf sich. Woher kommt dieses Phänomen «Spursy». Ist Tottenham Hotspur ein Topverein, der zum Scheitern verurteilt ist?
Da die letzte Trophäe welche die Spurs ergattern konnten, der League Cup im Jahr 2008 war, kann man die Duststrecke für einen Topklub durchaus als lang bezeichnen. Trainiert von Juande Ramos und mit Spielern wie Ledley King und Robbie Keane konnten sich die Spurs damals mit einem 2-1 im Finale gegen Chelsea durchsetzen. Von da an gelang es Tottenham Hotspur nicht mehr eine Trophäe zu gewinnen. Somit ist der League Cup der bisher einzige Erfolg des Präsidenten Daniel Levy und der ENIC Group, welche für 22 Millionen Pfund die Mehrheitsaktionäre im Jahr 2000 wurden und den Verein übernahmen. Für viele Fans und Experten ist dabei klar, dass die Inhaber beziehungsweise die Mentalität des ganzen Klubs für die Misserfolge verantwortlich zu machen sind.
Antonio Contes Pressekonferenz
März 2023: Nach dem 3-3 Unentschieden von Tottenham Hotspur auswärts in Southampton kritisierte der damalige Trainer der Spurs den Klub scharf. Er warf dem ganzen Klub vor das intern keine Siegermentalität herrsche. Man könne so viele Toptrainer anstellen, wie man möchte. Der Erfolg käme nur dann, wenn der ganze Verein einen Siegeswillen entwickle. «It’s the history of the Tottenham», fügte der Italiener hinzu. Mit dieser Mannschaft könne er höchstens um die Plätze Sieben und Acht spielen. Wenige Tage nach der hitzigen Pressekonferenz im März 2023 wurde Antonio Conte entlassen. Doch auch nach seiner Entlassung gelang es den Spurs nicht eine Trophäe zu gewinnen. Wie viel Wahrheit ist an seinen Aussagen dran und warum schafft es Tottenham Hotspur trotz Trainern wie Conte, Redknapp und Mourinho nicht zu reüssieren?
Die Probleme die zum Misserfolg führen
Kleineres Budget im Vergleich zur restlichen Big Six
Tottenham Hotspur hat als Verein weniger Transfer- und Gehaltbudget zur Verführung als die anderen Vereine der Big Six. Dazu ziehen sie auch nicht die absolut besten Spieler an, wie es z.B. Chelsea, Liverpool, Manchester City und United tun. Sie haben im Bereich des Transferwesens einen Nachteil. Um konkurrenzfähig zu sein, muss man dieses Defizit anderswo begleichen.
Das eine Milliarden schwere Tottenham Hotspur Stadium
Der Bau des Tottenham Hotspur Stadiums war bis zum Jahr 2019 eine finanzielle Belastung. Man investierte das Geld in ein neues Stadion und musste auf andere Ausgaben verzichten. Selbstverständlich hat man zu dieser Zeit Spieler gekauft, jedoch war die Verbesserung der Infrastruktur des Vereins die Hauptausgabe. Sportlich hat man dabei die Kaderbreite vernachlässigt. So wurde es in den letzten Jahren typisch, dass Tottenham Hotspur eine gute Startelf besitzt, aber keinen ausreichenden Ersatz. So mussten zum Beispiel vergangene Saison Emerson Royale und Ben Davies (beides eigentlich Aussenverteidiger) im Auswärtsspiel gegen Wolverhampton Wanderers das Innenverteidiger-Duo bilden. Van de Ven war verletzt und Romero wegen Rot gesperrt (Das eigentliche Innenverteidiger-Duo).
Statt Langzeitprojekten häufige Entlassungen
Nach Harry Redknapp war Maurizio Pochettino der einzige Trainer der länger als zwei Jahre im Amt war. Es ist kein Geheimnis mehr das im modernen Fussball ein Trainer Zeit braucht, um sein System in einem Fussballverein zu etablieren. So konnte Projekte wie das von Klopp richtig fruchten. Auch Pochettino entwickelte sich von 2014 bis 2019 gut bei den Spurs und erreichte mehrere Male heisse Endphasen. Jedoch reichte es auch bei ihm nicht, obwohl er am nähesten dran war. Die bekannteste Niederlage ereignete sich im Champions League Finale von 2019 gegen Liverpool. Wichtig wäre es für die Spurs wieder ein Langzeitprojekt zu avisieren. Man sollte sich nicht von den Medien oder der Ungeduld einschüchtern lassen.
Mangelndes Selbstvertrauen und fehlender "Killer-Instinkt"
Doch zurück zu der Behauptung von Conte. Vielleicht fehlt im Verein Tottenham Hotspur der Wille, die Mentalität. Vielleicht hat sich der Verein an dessen Rolle im englischen und internationalen Fussball gewöhnt. Die Rolle als Statist. Vielleicht muss sich ein «Killer-Instinkt» bilden, welchen Teams wie Man City und Chelsea über Jahre entwickelten. Ob es solch ein tiefgründiges Problem ist, lässt sich schwierig sagen. Fakt ist: Selbstbewusstsein und Wille haben im Profisport einen grossen Einfluss.
Blick in die Zukunft: Ange Postecoglous Spurs
Ange Postecoglou ist ein Mann mit Charakter. Er ist einzigartig und so ist auch seine Art Fussball zu spielen. In den Ein einhalb Jahren, die er mittlerweile im Klub ist, hat er den Spurs schon seinen Stempfel aufgedruckt. Immer wieder betont er, dass sein grösstes Ziel sei, Tottenham wieder zu Trophäen zu bringen. Viele Fans empfinden die Arbeit von «Big Ange» als vielversprechend. Andere dagegen bezeichnen ihn als eigensinnig und zu durchschaubar. Die entscheidende Frage wird sein wie viel Geduld die Inhaber und Fans eines Vereins haben, der seit mittlerweile sechzehn Jahren keine Trophäe gewinnen konnte.
Wird Ange Postecoglou Tottenhams Retter oder entsteht das gleiche Muster der Misere?